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Dunkelretreat – meine Erfahrungen bei 7 Tagen völliger Dunkelheit

Vor ein paar Jahren habe ich das erste Mal von einem Dunkelretreat gehört und war schon damals total begeistert. Nun war es also endlich soweit. Die Reise in die Dunkelheit. Gerne berichte ich hier von meinen Erfahrungen von 7 Tagen und Nächten in absoluter Dunkelheit mit abschliessendem schamanischen Feuer-Ritual und Schild-Zeremonie.

Schon mal vorweg: ganz dunkel war es nie. Zudem verläuft das Dunkelretreat für jeden anders, da jeder seine Reise von einem anderen Ort aus startet und ganz verschiedene Qualitäten mitbringt.

Voller Vorfreude, Gwunder und auch etwas Nervosität kam ich im hoch über Heiden thronenden Kunsthaus Müllersberg an. Alle Teilnehmenden trudelten so ziemlich gleichzeitig ein. Obwohl wir uns nicht kannten, erfolgte die Begrüssung untereinander mit einer langen und energetisch geladenen Umarmung. Da wusste ich gleich: Das wird richtig gut.

Einführung in die heiligen dunklen Hallen

Zuerst stand die Zimmerinspektion bei Tageslicht und das Einrichten für die Dunkelheit auf dem Programm. Zuerst testete ich ob es auch wirklich vollständig dunkel wurde: Erfolgreich bestanden. Egal mit oder ohne Nachtsichtbrille, es war einfach alles schwarz!

Nach einem leckeren und gesunden Nachtessen (auch ein wichtiger Aspekt während dem Dunkelretreat) und ein paar spannenden Diskussionen stieg die Anspannung stetig. Im gemeinsamen Kreis – bei dämmernden Verhältnissen und Kerzenschein – konnte jeder der Teilnehmenden nochmals äussern, was ihn zum Dunkelretreat gerufen hatte. Alles war offen, alles war erlaubt.

Nach einer kurzen angeleiteten Meditation und Würdigung durch Corinna konnte jeder mit seiner Kerze gemütlich und im eigenem Tempo in die heiligen dunklen Hallen schlendern.

Noch war es hell. Mit einem bewussten Entscheid löschte ich die Kerze in Anwesenheit von Fredi (Partner von Corinna; Coach Traumarbeit, Voice Dialog u.v.m) aus. Dann liess er mich in der Dunkelheit zurück. Zumindest für die nächsten 2 Tage, um wirklich anzukommen.

Die ersten zwei Tage im Dunkelretreat

Wie immer in den Ferien, wurde ich auch hier zum Kind. Freute mich riesig über alles was gerade passierte und hüpfte innerlich vor Freude. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als ich eine Art Irrlicht entdeckte. Realität oder Einbildung?

Auch merkte ich bald, dass es nicht wirklich ganz dunkel war. Beispielsweise leuchtete mein Körper die meiste Zeit in einem dunklen gelblichen Ton. Auch war da immer dieses helle Licht. Mal links, mal rechts, mal blendete es mir direkt ins Gesicht. Viel später begann ich dann mit diesem Licht zu spielen und zu kommunizieren. Es zeigt mir oft den Weg in der Dunkelheit. Was war bloss dieses Licht?

Dann war Schlafenszeit. Im wahrsten Sinne. Denn durch die permanente Dunkelheit wurde laufend Melatonin (CSS-Artikel) produziert, was mich permanent müde und schläfrig machte. Also schlief und träumte ich die ersten beiden Tage viel. Sozusagen schon mal eine gute Auszeit und Erholung vom Alltag.

Wenn die Angst vor dem Kontrollverlust einen Streich spielt

Eine Episode vom ersten Tag habe ich allerdings noch. Denn in der ersten Nacht träumte, respektive hörte ich, wie das Essen serviert wurde. Ich stand somit mitten in der Nacht auf um das Essen zu holen. Ich wollte ja schliesslich die warme und nicht die kalte Haferkleie zu mir nehmen. Dumm nur, da war nichts vor der Türe.

Träumerei, Glaubenssätze und ein stetiges up and down

Wie sich nach der Dunkelheit herausstellen sollte, war ich sehr offen für den Empfang allerlei Botschaften, welche ich visuell wahrnehmen konnte. Bis ins letzte Detail kann ich in diesem Beitrag nicht gehen. Zum Teil zu persönlich, zum Teil aber auch so viel, dass das hier den Rahmen sprengen würde. Nachfolgend ein paar Beispiele, was mir in der Dunkelheit begegnet war:

  • Diverse sich bewegende Scherenschnitte aus Papier von unterschiedlichen Szenen
  • 3D-Papier-Algenmonster, welches laufend Algen verschluckte
  • Mini-Schlangen, Spinnen, die herumkrabbelten und sich im Hintergrund versteckten
  • Kinder-Windspiel mit Herzen
  • Bild einer Familie mit unterschiedlichen Ansichten

Was am Anfang vor allem eher in Papierform und 2D war, wurde mit der Zeit immer plastischer, dreidimensionaler und zunehmend realer. So tauchte ich also immer mehr in eine realistische Traumwelt ein. Beispielsweise:

  • Der ganze Raum wurde zu einer Höhle, die ich erforschen konnte
  • Ich tauchte ab in den dunklen Ozean und schwamm mit den Fischen (du kannst dir das so vorstellen wie bei einem 3D-Kinobesuch oder wie das Titelbild des Beitrages)
  • Menschen erschienen im Raum (allerdings nur schemenhaft) und spielten ihre Rollen
  • Ganzes Flugzeug erschien im Raum. Gefühlt so ziemlich 1:1
  • Wände erschienen, wo keine Wände waren (was die Orientierung zunehmend schwieriger machte)

Die Träume respektive Erlebnisse wahren teilweise so real, dass ich mich immer mehr zu Fragen begann: „Was ist eigentlich Realität?“

In dieser Traumwelt wurde mir zudem bewusst, was unser Hirn jede Nacht in der REM-Schlafphase (CSS-Artikel) leistet. Einfach unglaublich und es zeigt auch auf, warum Schlaf so wichtig für die Gesundheit ist.

Nebst vielen sehr erfreulichen und schönen Momenten gab es allerdings auch nicht so tolle Erlebnisse oder es passierte nicht allzu viel. In diesen Phasen begegneten mir dann die oft schon bekannten Glaubenssätze, einfach viel tiefer und bewusster. Ohne Ablenkung und mit viel Zeit, hatte ich dann auch gar keine andere Möglichkeit, als diese anzuschauen.

Unglaublich einfühlsam und super gut betreut

Ich kann diese Erfahrung im Dunkelretreat schon auch als Achterbahnfahrt bezeichnen. Nebst den tollen Erfahrungen gab es definitiv auch Zweifel und Frust. Typische Gedanken und Fragen kamen auf: Was ist Realität, was ist Fiktion? Kann ich dem vertrauen, was ich sehe? Wie es wohl den anderen Teilnehmenden geht? Haben sie andere oder bessere Erfahrungen gemacht? Ist das, was ich da wahrnehme, auch gut genug? Warum fühle ich nicht so stark? Wann kommt der grosse Durchbruch? Wo kann ich es noch besser oder anders machen? Wer oder was bin ich überhaupt?

Auch hatte ich oft das Gefühl alles selber machen zu müssen, obwohl ich ja Corinna und Fredi jederzeit hätte um Unterstützung fragen können. Da hat mir glücklicherweise mein Wissensdurst geholfen. Denn ich wollte mehr über das Angebot von Corinna und Fredi erfahren. Helfen lassen, wollte ich mir nicht unbedingt.

Glücklicherweise hatte sich daraus wunderbare Begegnungen im Dunkeln ergeben und ich konnte nicht nur ihre Arbeit als Therapeuten kennen lernen, sondern wurde auf einfühlsame und auch faszinierende Art von den beiden in meinen Themen unterstützt.

Von Corinna nahm ich nebst einer wunderschönen Chakra-Fussreflexonen-Massage mit, dass ich dem vertrauen kann, was ist. Zudem durfte ich dank ihrer mitfühlenden Art einen grossen Schritt zu meinem Innersten wagen. Von Fredi lernte ich wie Träume im Ansatz zu deuten sind (da hat der Therapeut in mir voll zugeschlagen) und lernte auch meine unterschiedlichen Anteile kennen, mit welchen ich mich danach vertieft auseinander setzten konnte. Ebenso faszinierend wie berührend war, dass ich mit Fredi innerhalb kürzester Zeit den Kern meiner innersten Wesenheit finden und ihn zusammen mit ihm in einem kurzen Moment teilen konnte.

Ich bin beiden für die gemachten Erfahrungen extrem dankbar.

Raus ist nicht einfacher wie rein

Irgendwie hatte ich mir das Dunkelretreat ganz anders vorgestellt. Langeweile, Schmerz, Transformation und dann die ganz grossen Gefühle. Nur musste ich feststellen, dass dem nicht so war. Zumindest nicht bei mir. Ich war in eine Tür eingetreten, um festzustellen, dass es da noch ganz viele weitere Türen gibt, welche angeschaut werden wollten.

So ging es nach 7 Tagen und Nächten wieder raus ans Tageslicht. Nun durfte ich mich mit den gemachten Erfahrungen und Erkenntnissen der Welt draussen stellen und prüfen, ob sich etwas verändert hatte. Da waren sie wieder meine Gedanken. Wie ist es den anderen ergangen? War es bei mir gut genug? Was denken die anderen von mir? Diesmal viel reflektierter und bewusster wahrgenommen.

Der Austritt aus der Dunkelheit, ein unvergessliches Erlebnis

Einfach raus, Brille ab und alles ist gut. Das geht definitiv nicht und wäre auch viel zu schade und vermutlich auch für die Gesundheit nicht förderlich. Corinna leitete uns extrem behutsam an und motivierte uns immer wieder das ganze sehr bewusst und achtsam zu machen. Bei Dämmerung und Kerzenlicht lösten wir, wiederum im gemeinsamen Kreis vereint, zuerst die Augenbinde. Stück für Stück bei geschlossenen Augen. Immer wieder den Körper wahrnehmen, Füsse wahrnehmen, Atem wahrnehmen. Stück für Stück. Dann öffneten wir auch die Augen ganz langsam und behutsam. Bis jeder wieder voll und ganz auf dieser Welt gelandet war. So wie es eben auch bei einer Geburt sein sollte. Liebevoll und zart.

Bei leichtem Schwindelgefühl und in der Stille genossen wir abermals das leckere und nahrhafte Essen, welches Corinna für uns zubereitet hatte.

Wie bei jeder Weiterbildung oder Retreat finde ich den Austausch mit den Teilnehmenden besonders spannend und lehrreich. In diesem Fall ganz besonders. Obwohl wir uns 7 Tage nicht gesehen hatten, war dennoch eine starke Verbindung spürbar. So tauschten wir uns nach dem Nachtessen über die gemachten Erfahrungen aus und philosophierten über die eigenen Weltbilder. Wunderbar!

Herausforderung schamanisches Ritual

Ganz ehrlich. Schamanismus finde ich extrem spannend, hatte bisher aber überhaupt keinen Bezug dazu und war mir bis dahin auch komplett fremd. Ich war wie immer sehr offen, dennoch, es rüttelte an meiner Komfortzone.

Bei wunderschönem Wetter, mit Sonnenbrille ausgestattet, konnten wir zuerst die unglaublich schöne Natur von Heiden bei einem kurzen Spaziergang zu einem Kraftort geniessen. Jeder für sich, in Stille, um loszulassen, was nicht mehr ins System passte.

Dann am Kraftort angekommen, erhielten wir noch ein paar Infos zum Ort und führten im Anschluss das Feuer-Ritual und die Schildzeremonie durch. Da waren sie wieder meine Glaubenssätze und Urthemen. Konnte sie nicht annehmen oder transformieren. Konnte mich nicht voll einbringen. Stand die ganze Zeit wie neben mir. Voll blockiert.

Die Achterbahnfahrt ging also weiter. Das Leben hatte mich wieder voll im Griff. Frust kam auf. Einzig was mir immer wieder geholfen hat:

Vertraue dem Prozess!

Der heilende und nährende Moment, dann am Abend in der Schlussrunde, wo jeder über seine Erfahrungen der Woche sprechen konnte. Die Schlussrede, so wie ich es von mir kenne, hatte ich schon etwa 2 Tage vor dem Austritt gedanklich vorbereitet. Am Abend selber habe ich dann ganz spontan aber sehr bewusst diesem Redner-Anteil weniger Raum gegeben und lies mein Fazit durch meinen innersten Anteil sprechen. Verletzlich, nackt mit zittriger Stimme. Schmerzhaft und schön zugleich. Da war er also doch noch gekommen, dieser schöne Moment der Wahrheit.

Es ist eben schon so. Die Transformation findet immer dort statt wo das Leben ist und du bereit zur Transformation bist.

Dunkelretreat: Eine komplett andere Wahrnehmung zum Leben

Gespannt war ich natürlich, was nun in der wirklichen Welt passieren würde. Zu Hause, bei der Familie, mit den Eltern, Freunden und Bekannten.

Eigentlich nicht viel. Alles lief ganz gleich weiter. Nur meine Sicht, meine innere Haltung auf alles hatte sich komplett verändert und ich bin extrem gespannt, auf das was nun alles in mein Leben kommen wird.

Einen riesengrossen Dank nochmals an Corinna, Fredi und natürlich allen Teilnehmenden, die mir so manchen Spiegel hingehalten und mitgeholfen haben, mich besser kennen zu lernen.

Ist ein Dunkelretreat eine Empfehlung wert?

Kann man ein Dunkelretreat empfehlen? Meiner Meinung nach geht das nicht. Das Dunkelretreat ruft dich, wen es Zeit dafür ist. Auf jeden Fall ist es sicherlich von Vorteil, wenn du vorher schon mal ausprobiert hast, dich eine Weile mit dir selbst zu beschäftigen.

Würde ich das Dunkelretreat wieder machen? Auf jeden Fall.

Mehr Infos zum Retreat findest du auf der Website von Corinna.

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